Skip to main content

Kommentar zur Zwergensprache

Der Sprachgebrauch entwickelt sich nicht von selbst, sondern ist Kern komplexer Lernprozesse. Bis sich Sprache als Kommunikationsmittel in Artikulation, Wort und Satz einsetzen lässt, sind eine Reihe von Vorläuferfertigkeiten von Nöten. Eine wichtige Säule für eine gelungene Sprachentwicklung sind fein- und grobmotorische Fähigkeiten und Fertigkeiten. In der Zwergensprache wird beides geschult und angeregt, noch bevor sich die ganz fein aufeinander abgestimmten Muskeln der Sprechorgane in Bewegung setzen können, um Buchstaben zu Wörtern zu formen.

In der Sprachtherapie wird zur Unterstützung bei der Anbahnung von Lauten, wie zum Beispiel dem "s" auch gerne eine Pinzettenbewegung mit den Fingern gemacht, um den Laut mit einer Bewegung zu verknüpfen. Gerade die feinmotorischen Bewegungen der Hände unterstützen wiederum die feinmotorischen Bewegungen von Zunge und Lippen.

Mit der Zwergensprache erhält schon das kleine Kind eine Form, seiner Umwelt eine Symbolsprache zu geben und sie sich "begreiflich" zu machen, bis zu 6 Monate bevor es die ersten Wörter einem Gegenstand zuordnen kann. Das heißt, das Kind bekommt zielgerichtet eine Symbolik "zur Hand", mit der es schon sehr früh umgehen kann und die seinem Drang, "sich die Welt zu erobern", entgegenkommt.

Satzverbindungen wie zum Beispiel "ich gebe dir", "du gibst mir" verbinden wir oft auf ganz natürliche Weise mit der dazu gehörigen Geste, wenn wir mit dem Kind sprechen. Mit einer auffordernden Mimik dazu ermuntern wir das Kind, uns den erwünschten Gegenstand zu geben. An der Stelle entwickeln wir vielleicht sogar ein Spiel und das Kind übt so den interaktiven Aspekt von Sprache und ihrer pragmatischen Funktion (ich will etwas, du bekommst etwas) ein. Die Zwergensprache bietet gerade für diese interaktiven sprachlichen Situationen viele Möglichkeiten des gemeinsamen Austausches zwischen Mutter, Vater und Kind.

Das Spielverhalten eines kleinen Kindes kann mit Hilfe der Zeichensprache immens gefördert werden. Das Spielverhalten ist ein weiteres wichtiges Kriterium für die Entwicklung von Sprache.

Neuronal gesehen entwickelt das Kind auch schon sehr viel früher semantische (bedeutungstragende) Felder, wenn es mit Zeichen konfrontiert wird, diese gezielt einsetzt beziehungsweise versteht. Die Zwergensprache unterstützt somit auch die Hirnreifung.

Es entsteht zum Beispiel durch das Zeichen Arbeit (die beiden Fäuste schlagen aufeinander) und die damit verbundene Mimik für das Kind ein begreiflicher Inhalt, und die Grundsteine für einen sich immer weiter zu entwickelnden Wortschatz sind gelegt. Lernt das Kind in sich wiederholenden Begebenheiten (der Vater ist weg und kommt am Abend wieder,) dieses Zeichen mit einer Konsequenz zu verbinden, hat es dem Zeichen einen Inhalt gegeben. Dieser Inhalt ist natürlich nicht immer derselbe. Arbeit kann auch bedeuten, wenn Mama am Computer sitzt und auf die Tastatur einhämmert. Das Kind erkennt Möglichkeiten, dem Symbol "Arbeit" verschiedene Bedeutungen zuzuordnen. Das ist ein wesentliches Kriterium, um Sprache für sich nutzbar zu machen.

Es ist für das Kind natürlich auch interessanter, wenn es nicht nur etwas hört, sondern gleichzeitig auch etwas dazu sieht. Dadurch wird ein weiterer Sinneskanal angesprochen. Wie wir aus Lerntheorien wissen, werden Inhalte leichter gelernt, sobald mehrere Sinnesmodalitäten angesprochen werden.

In der Zwergensprache kann das Kleinkind auch dazu animiert werden, Handlungen selbst nachzuahmen (die Mutter kocht und das Kind macht mit den Händen eine Rührbewegung als Symbol für das Kochen). Man könnte zum Beispiel nachfragen: "was machen wir danach?" Das Kind formt einen Teller und führt die Hand zum Mund. Durch solche und ähnliche "Sprechsituationen" wird die Entwicklung des sequentiellen Denkens, das Verstehen von Reihenfolgen angeregt und das Kind lernt darüber hinaus, dass die Sprache einen Sinn im Alltag bekommt.

  • Aufrufe: 550