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Gesten

Besser eindeutige Gesten statt Wutanfälle

Immer wieder kommen schöne Geschichten von ehemaligen Kursteilnehmern bei uns an. Das freut uns sehr und diesen aus der vermeintlichen Trotzphase möchten wir gern mit Euch teilen.

Mama Stefanie berichtet Ihr Aha-Erlebnis aus dem Kinderturnen:

„Heute hatte ich mal wieder ein schönes Babyzeichen Erlebnis: Wir waren beim Turnen. Am Ende ist meine Tochter (1,5 Jahre) immer ziemlich kaputt. Heute fing sie an zu meckern, ich habe vorgeschlagen nochmal zu rutschen. Sie wollte aber nicht. Ich habe sie gefragt, ob sie nochmal klettern möchte? Wollte sie auch nicht. Bei der Frage, ob sie schaukeln will, ließ sie sich auf den Boden fallen und wollte grade losbrüllen. Ich dachte, sie wäre einfach nur kaputt. Hab mich gebückt, ihr gesagt, dass sie zu mir schauen soll und mit Zeichen gefragt: "Was möchtest du?". Ich habe damit gerechnet das sie "Arm" sagt, weil sie kuscheln will. Da lag ich aber weit daneben. Sie zeigte "Wasser" und dann "trinken". Die Arme hatte einfach riesigen Durst. Sie hat dann getrunken und mit bester Laune weitergespielt.
Ich weiß nicht, wie viele Trotzanfälle wir dank der Zeichen umgehen können. Andere Kinder werden in den Gruppen oft sauer, weil sie sichtlich nicht verstanden werden. Unsere Kleine kann sich mit ihren mittlerweile über 60 Gebärden richtig gut mitteilen. Dafür sind wir der Zwergensprache dankbar!“

 

Autorin: Claudia Spelz, Zwergensprache Kursleitung in Oberhausen und Essen, Regionalleiterin für NRW, Dunstan Babysprache Kursleitung, Sozialpädagogin

Gebärden in der Kita

Der kürzlich erschienene TV-Bericht auf BR24 aus einer Kita in Bayern bestätigte uns mal wieder, dass unser Zwergensprache Kita-Programm, welches bereits seit 2009 für die Praxis am Start ist, auch für die Zukunft große Bedeutung haben wird. So unterstützen Gebärden nicht nur Krippenkinder auf dem Weg zur Lautsprache, sondern auch Kinder im Kindergartenalter und darüber hinaus.

Eine große Hilfe sind Gebärden für Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund, die Worte in deutscher Sprache in der Betreuungseinrichtung erst neu kennenlernen. Sie können dabei durch die konkreten und einheitlichen Gesten der bildhaften und sprachbegleitenden Handzeichen zum Wort ganz spielerisch und freudvoll Unterstützung sowohl im lautlichen als auch semantischen Bereich erfahren. Gebärden sind also nicht nur für den Lautspracherwerb der Erstsprache im Kleinkindalter, sondern auch lange darüber hinaus bei Mehrsprachigkeit oder dem Erlernen einer Fremdsprache sinnvoll. Das dies sogar bis zum Erwachsenenalter der Fall ist, haben mittlerweile diverse Studien belegt.

Zudem bietet der inklusive Ansatz des Sprechens und Gebärdens von Schlüsselworten eine Chancengerechtigkeit auch für Kinder mit Beeinträchtigungen. Die Handzeichen der Zwergensprache erleichtern die Kommunikation nicht nur für Late Talker oder bei Entwicklungsverzögerungen, sondern z.B. auch für Kinder mit Down-Syndrom, Hörschädigung oder Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalte.

Die positiven Effekte, die auch im TV-Beitrag erwähnt wurden, werden uns auch von den von uns geschulten und zertifizierten Tageseltern und Kinderbetreuungseinrichtungen in genau dieser schönen Weise oft bestätigt: die TeilnehmerInnen in den Seminaren sind immer wieder überrascht, wie schnell neu gelernte Gebärden sitzen und wie gut sie durch die Bewegungen erinnerbar sind. Auch die Kinder nehmen die Kindergebärden sehr rasch an und setzen sie mit Strahlen im Gesicht um. So ist ein auf spielerische Weise neu gelernter Wortschatz von mehr als 100 Gebärden im Verlauf eines Tagesseminars absolut nicht zu vergleichen mit dem mühsamen Büffeln desselben Vokabulars in einer neuen Fremdsprache.

Als ein weiterer Bonus unter Vielen wird auch die wertvolle und bindungsstärkende Form dieser Art der zugewandten Kommunikation mit den Kindern wahrgenommen. Die Begleitung der Sprache mit bewussten Gesten wird von den ErzieherInnen als sehr hilfreich und entlastend für die Führung der Gruppe im Tagesablauf, die Lenkung der Aufmerksamkeit der Kinder und den Blickkontakt erlebt.

Äußerst positiv bewerten SchulungsteilnehmerInnen den Gebärdeneinsatz natürlich auch hinsichtlich der Förderung der kindlichen Sprachentwicklung, des Selbstwirksamkeitserlebens der Kinder und der Möglichkeit zur aktiven Teilhabe am Alltagsgeschehen und jeglichen Interaktionen vom Morgenkreis, über das Singen, Bücher ansehen, Basteln, beim Sport, auf Ausflügen und bei den Mahlzeiten. Es freut uns jedes Mal aufs Neue, diese unterschiedlichen, wertvollen Feedbacks nach den Seminaren zu erhalten!

Möchtest Du Dich für Deine Einrichtung oder Tagesbetreuung zu unseren Zwergensprache Fachvorträgen, Gebärden-Workshops oder unserem Kita-Programm mit Zertifizierung informieren, so findest Du hier die Eckdaten, Termine, O-Töne aus Einrichtungen, die mit unserem Konzept seit vielen Jahren arbeiten als auch einen Teil der geschulten Tagesmütter, Krippen oder Kitas, die sich auf unserer Homepage präsentieren, um für die Familien aus unseren Eltern-Kind-Kursen besonders interessant zu sein: https://www.zwergensprache.com/tageseltern-kitas

Denn wird in der Betreuung fortgeführt, was als intuitive und wertschätzende Kommunikationsgrundlage schon in der Familie im Babyalter gelegt wurde, so ist auch die Eingewöhnung und die Verständigung im neuen Umfeld für jedes Kind viel einfacher und vertrauter. Und auch den Eltern fällt dann das Loslassen aufgrund der Gewissheit leichter, dass ihr Kind sich dank der Babyzeichen bzw. Kindergebärden gut verständlich machen kann mit dem, was es braucht und was ihm wichtig ist.

Wenn Du den TV-Beitrag ansehen möchtest, so ist er zur Zeit noch hier abrufbar auf BR:

Gebärdensprache in der Kita für hörende Kinder

 

Autorin: Vivian König, Gründerin und Geschäftsführerin der Zwergensprache GmbH, Ausbilderin für Babygebärden und Dunstan Baby Language, Autorin, Leipzig

 

 

Sprachen eröffnen Wege zu anderen Welten, Kulturen und Menschen

In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt und nach Inklusion strebt, spielen Sprachen eine zentrale Rolle. Insbesondere die Gebärdensprache und gebärdenbegleitete Kommunikation als eine wichtige Kommunikationsform für gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen, rückt zunehmend in den Fokus, was wir sehr begrüßen und unterstützen. 

In den Seminaren und Kursen der Zwergensprache werden einzelne Begriffe aus der Gebärdensprache für größtenteils hörende Kinder und ihre Eltern vermittelt. In der Zeit, bis die Kinder sprechen, eröffnen ihnen diese Gesten und einzelne Handzeichen für Substantive, Verben und Adjektive eine aktive und altersentsprechende Kommunikationsmöglichkeit in ganz vielen Alltagssituationen. 

Dabei nutzen die Bezugspersonen die Gebärden parallel zur Lautsprache und spezifisch für wichtige Schlüsselworte im Satz, um diese visuell hervorzuheben und durch die Bildhaftigkeit der Bewegung leichter für Kinder verständlich zu machen.

Könnte man es nun als Anmaßung betrachten, sich die Gebärdensprache für solche Zwecke „anzueignen“? Das werden wir manchmal gefragt. Wir vermitteln jedoch keine vollständige Sprache, sondern eine Möglichkeit durch einfache, bildhafte Gesten das Gesprochene zu visualisieren.

„Das wäre nicht beabsichtigt und sogar das Gegenteil ist der Fall“, betont auch die Gründerin der Zwergensprache Vivian König. Wir wünschen uns, Brücken zu bauen, um jedem Kind nach seinen individuellen Stärken eine aktive Teilhabe an der Kommunikation zu ermöglichen und gleichzeitig mehr Wissen und Zugang zur Gebärdensprache in die Welt zu tragen. Die positiven Erlebnisse, die Eltern mit ihren Kindern über die ersten Gebärden haben, wecken auch ihre Neugier auf die Kultur und Besonderheiten dieser Sprachform und auf die Gehörlosengemeinschaft.  

Zeichen, Gesten oder Gebärden als nonverbale Merkmale sind ein Teil jeder Sprache, denn Zeichen sind unser aller Wurzeln.

Sprachen sind zudem für alle da – egal ob Englisch, Spanisch oder eben Gebärdensprache. Nur durch gegenseitige Verständigung wächst auch das Verständnis füreinander und das wertschätzende Miteinander. Hier haben wir in unseren Ländern jedoch noch deutlichen Nachholbedarf – in den Köpfen als auch im Tun!

Das Konzept der Babygebärden existiert im englischen Sprachraum bereits seit Ende der 80er Jahre. Mittlerweile ist es dort sowohl im pädagogischen als auch klinischen Bereich als normal anzusehen.

Bei uns wurde die Zwergensprache als Kursnetzwerk für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen vor ca. 20 Jahren etabliert und von Anfang an bewusst in Kooperation u.a. mit dem Gebärdenfachverlag von Karin Kestner publiziert, die für ihre wertvolle und unermüdliche Arbeit zur Anerkennung der Gebärdensprache und der Rechte gehörloser Menschen mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. 

Die einzelnen mit den Babys und Kleinkindern im vorsprachlichen Alter verwendeten Handgesten stammen grösstenteils aus der offiziellen Deutschen Gebärdensprache, kurz: DGS. In Österreich auch ÖGS oder in der Schweiz DSGS. Unsere Kurse besuchen fast ausschließlich hörende Familien mit hörenden Kindern in den ersten zwei Lebensjahren. Daher nutzen wir vor allem Einzelgebärden zur Visualisierung von Worten und für das Lernen auf vielen Sinneskanälen.

Wir gebärden mit den Kleinsten jedoch in der Regel keine kompletten Sätze, wie gehörlose Eltern es mit ihren Kindern selbstverständlich tun, sondern vermitteln mit Bezug auf die Unterstützung der Kommunikationsmöglichkeiten entsprechend babyrelevante Gebärden – diese jedoch ohne Gebärdensprachgrammatik, sondern im Kontext der Grammatik der gesprochenen Familiensprache(n).

Kritik und Sorgen entsteht oft aus Unwissenheit. So bekommen Babygebärdenanbieter manchmal vorgeworfen, die Gebärdensprache zu nutzen, um einseitig Profit daraus zu schlagen. Profitieren können nach unseren Erfahrungen davon alle, die sich darauf einlassen – in erster Linie die Kinder, die sich dadurch besser verstanden fühlen und mit Freude aktiv in die Kommunikation hineinwachsen. Dann alle Erwachsenen, die etwas Neues lernen und über den kulturellen Tellerrand schauen.

Die Verbreitung des Konzeptes bieten vielerlei Chancen ins Gespräch zu kommen, Aufklärung zu betreiben und eine Sensibilisierung in Bezug auf Gebärdensprache voranzubringen. Manche unserer Kolleg:Innen im Team arbeiten als Dolmetscher:Innen oder geben erste DGS Kurse mittlerweile sogar als Wahlfach an Schulen. Andere haben hörgeschädigte Kinder oder Verwandte.  Manchen von uns, die im sozialen, klinischen oder pädagogischen Bereich arbeiten, helfen die Gebärden, sich mit Kindern aus anderen Sprachwelten besser zu verständigen und diese mit ihren Bedürfnissen achtsamer begleiten zu können.

Die Verwendung von Gebärden wie in der Zwergensprache schlägt eine Brücke zur Gehörlosen-Community und die generelle Sichtbarkeit der Gebärdensprache in der Gesellschaft wird somit deutlich erhöht. Die offene und respektvolle Auseinandersetzung und ein wertschätzender Zugang zum Thema sind notwendig, um historische Vorurteile abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen und nach diesen Werten das Miteinander zu leben. 

Die Gebärdensprache hat das große Potential, Inklusion insbesondere in Kitas und Schulen zu fördern und Barrieren abzubauen. Sprachen eröffnen Wege zu anderen Welten, Kulturen und Menschen - sie sind Brückenbauer.

Wir freuen uns im Zwergensprache-Netzwerk darüber, in vielen kleinen Schritten an vielen verschiedenen Orten in D, AT und CH auf diesem Weg immer wieder etwas beitragen zu dürfen. 

Besonders schön ist es, wenn hörende Eltern mit hörbeeinträchtigten Kindern über unsere spielerischen Zwergensprache Eltern-Kind-Gruppen mit einem ersten „Light-Einstieg“ in diese Gebärdenwelt hineinschnuppern können, um diesen Weg für ihr Kind dann über Jahre zu vertiefen – am besten mit einem Hausgebärdenlehrer aus der Gehörslosengemeinschaft. Genauso berührend, wenn Kinder mit Down-Syndrom oder Entwicklungsverzögerung dank der Gebärden in den Selbstausdruck finden und sich gesehen und verstanden fühlen.

Mittlerweile vertiefen auch in Zwergensprache geschulte Kitas ihren Gebärdenwortschatz und Kenntnisse über die Grammatik über weitere DGS-Kurse in ihrer Region, so dass es sogar schon Einrichtungen gibt, in die gehörlose Familien bewusst ihre Kinder geben, weil sie sich dort besonders willkommen und respektiert fühlen. Möge dies in Zukunft überall für sie der Fall sein!

Es ist für uns berührend und erfüllend zu sehen, dass unsere Schulungen dazu den Anstoß geben und sich langfristig etwas verändern kann. Nach 20 Jahren Pionierarbeit merken wir nun einen deutlichen Wandel in der Offenheit der Gesellschaft für dieses Thema.

Sowohl im Kollegium der Kursleitungen als auch unter den Familien, die wir in den Kursen begleiten und bei den geschulten Fachpersonen ist das Interesse merklich groß, nicht nur Gebärden zu lernen und im Alltag zu integrieren, sondern auch mehr zu dieser faszinierenden Sprache und zum Leben von hörbeeinträchtigten und gehörlosen Menschen zu erfahren.

Und hier setzen wir in jedem Kurs durch unsere eigene Haltung an: einen freudvollen Zugang zu vermitteln, sich mit Gebärden auseinanderzusetzen und einen vorurteilsfreien Einblick in die Welt der Gehörlosigkeit und die Kultur erleben zu dürfen.

 

Autorinnen:

Katharina Schütze, Ergotherapeutin B.Sc., Kursleiterin für Zwergensprache, Dunstan Babysprache und Babymassage in Osnabrück, Regionalleiterin für Niedersachsen und Norddeutschland

Vivian König, Gründerin und Geschäftsführerin der Zwergensprache GmbH, Ausbilderin für Babyzeichensprache und Dunstan Babysprache, Autorin, Leipzig

Patricia Geiger, Gebärdensprachdolmetscherin, Kommunikationsassistentin, Zwergensprache und Dunstan Babysprache Kursleiterin in der Region Basel,Länderleitung für die Schweiz