Zum Hauptinhalt springen

Entwicklung

Die Spiel- und Sprachentwicklung deines Kindes

„Kinder spielen, weil sie sich entwickeln und Kinder entwickeln sich, weil sie spielen. Spielen ist die Königsdisziplin des Lernens“ – Margit Franz

Im Spiel entdecken Kinder die Welt. Sie lernen eine Vielzahl von sozialen, emotionalen und sprachlichen Fähigkeiten während des Freien Spiels.

Gerade für die Sprache ist das Spiel essentiell, denn hier bieten sich viele Gelegenheiten für die sprachliche Begleitung und den förderlichen Einsatz der Babyzeichen.

Das Spielverhalten entwickelt sich wie die Sprache, Schritt für Schritt. Die einzelnen Fertigkeiten im Spiel sind wichtige Grundlage für die Sprachentwicklung.

Das frei gewählte Spiel des Kindes drückt den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes aus. Die Abfolge spielerischer Verhaltensweisen ist stets gleich und universell.

In den ersten beiden Lebensjahren durchlaufen Kinder folgende elementare Spielhandlungen (nach Remo Largo und Emmi Pikler):

 

0-3 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

erste Orientierung, Entdeckung der Hände, Sozialspiel mit Bezugspersonen

Spielmaterial:

Kein Spielbogen oder Mobile notwendig, kein Spielzeug in die Hand geben – Interesse abwarten, Tuch, leichtes Püppchen

 

4-6 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Gezieltes Betasten und Ergreifen, Bewegen, Drehen, Schütteln, orales Erkunden

Spielmaterial:

Weiche Stoffpüppchen, Becher, Holzringe, O-Ball, Tücher

 

7-9 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Gegenstände zusammenführen, entdeckt innen und außen – ausräumen

Spielmaterial:

Körbe, Schüsseln, Schälchen (in versch. Materialien), Becker, Deckel, Siebe, Schneebesen, Kochlöffel, Bälle, Schüttelflaschen

 

10-12 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Pinzettengriff, hinlegen, einfüllen, umfüllen, Objekte als Werkzeug, Bewegung und Raumerkundung

Spielmaterial:

Schüsseln, Körbe, Becher zum Sammeln und Stapeln, Holzringe, Klötze, Deckel zum Füllen, Dosen mit Deckel, Alltagsgegenstände (Bürsten, Küchenutensilien, …), niedrige Podeste, Tunnel, Kisten, schiefe Ebene

 

1-2 Jahre:

Fähigkeiten/Interessen:

Einfüllen, umfüllen, umschütten, verteilen, Bewegung, stapeln, zusammenstecken, sammeln, vergleichen, sortieren, transportieren, schieben, Reihen bilden, bauen, Symbolspiel

Spielmaterial erweitern mit:

Stapelbechern, Bausteinen, Taschen, Körben, großen Behältern, Wannen, Kisten, Puppenwagen, Fahrzeugen, Bilderbüchern, Ziehtieren, vieles vom gleichen Material

 

Die Kunst der sprachlichen Begleitung liegt in dem achtsamen Präsenz, ohne das Kind zu unterbrechen oder seine selbstinitiierten Handlungen zu bewerten oder zu korrigieren.

„Ich sehe, du hast den BALL.“

„WO ist das AUTO?“

„Das Tuch ist GRÜN“

Die passenden Babyzeichen erlernt Ihr im Zwergensprache-Kurs in Eurer Nähe oder online.

Wir wünschen Euch viel Freude beim gemeinsamen Staunen, Gebärden und Erkunden der Welt!

 

Autorin: Johanna Berktold, BA, Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin im Familienzentrum, Kursleiterin für Zwergensprache und Dunstan Babylanguage, EntdeckungsRaumbegleiterin nach E.Pikler, Dornbirn, Regionalleiterin für Vorarlberg/Tirol

Frühförderwahn?

Immer wieder begegnet mir die Frage und Sorge nach der zu frühen Förderung in meinen Eltern-Kind-Kursen. Dabei lade ich die Eltern ein, ihre Kinder bewusst zu beobachten, um herauszufinden, was gerade im Fokus steht.

Ihre Hände – oh was die alles zaubern können. Sie können mit ihnen die Dinge be-greifen (stapeln, fallen lassen, werfen) und ausdrücken, was sie gerade beschäftigt, wenn wir ihnen die Handzeichen bzw. Babygebärden der Zwergensprache dazu zeigen.

Ihr Körper – in ständiger Bewegung, nach und nach wird jeder weitere Entwicklungsschritt perfektioniert – bis sie frei gehen, hüpfen, laufen. Wie faszinierend.

Ihre Sprache – wenn sie lernen sich mitzuteilen und auf Worte reagieren, bis sie aus ihnen herauspurzeln – welche Freude.

Kinder besitzen einen inneren Antrieb, Dinge zu entdecken und zu lernen.

Sie lernen im Spiel und das tun sie ununterbrochen (abgesehen von den kleinen Päuschen und Nickerchen, die für die Verarbeitung wichtig sind).

Beim Spielen geht es darum, den Kindern den Raum zu geben, sich selbst kennen zu lernen, ihre eigenen Talente und Fähigkeiten auszubilden und dabei die Welt zu entdecken. Mit unserem Vertrauen und der nötigen Zeit ist das eine wundervolle Reise der Entwicklung.

Bevor wir also an den Frühförderwahn denken und uns überlegen, welche Argumente wir dazu haben, legen wir doch bitte den Fokus auf diese faszinierende Zeit der Wunder, die unsere Kinder mit Begeisterung vollbringen.

Wer dazu mehr lesen möchte, empfehle ich das Buch von Dr. Herbert Renz-Polster „Mit Herz und Klarheit – wie Erziehung heute gelingt und was eine gute Kindheit ausmacht“, 2024 im Piper Verlag.

 

Autorin: Johanna Berktold, BA, Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin im Familienzentrum, Kursleiterin für Zwergensprache und Dunstan Babylanguage, Dornbirn, Vorarlberg (AT)