Zum Hauptinhalt springen

Zeichen

Nie zu alt für Babyzeichen

Zur Zwergensprache-Fortbildung in einer Kindertagesstätte war eine pädagogische Fachkraft dabei, die dieses Jahr bereits in Rente gehen wird. Voller Begeisterung lernte sie die Gebärden, brachte zahlreiche Ideen ein, bei welchen Gelegenheiten und wie man die Gebärden mit den Kindern nutzen könne und bereicherte die ganze Gruppe mit ihrem Engagement vor allem beim Zeigen der Gebärden für Tiere.

Und am Ende der Fortbildung sagte sie zu mir, dass sie unglaublich traurig sei, erst jetzt von den Zeichen erfahren zu haben, denn sie hätte dies schon so gern viel früher ausprobiert und eingesetzt im Kita-Alltag.

 

Autorin: Katharina Morgenstern, Zwergensprache Kursleitung in Stolpen und Raum Dresden , Dipl. Heilpädagogin, Regionalleiterin für Sachsen, Berlin und Brandenburg, Seminarleiterin für Pädagogische Fachseminare

Ostereierspiel

Ich habe vor ein paar Wochen wieder die Ostereier ausgepackt. Schon meine Kinderkrippenkinder liebten es mit den Eiern im Freispiel zu spielen. Die Eier wurden versteckt, transportiert, gesammelt und gesucht.

Eine Spielidee, bei der die Zeichen der Farben spannend war, ist dieses Muffinblech.

Ich habe in jede Vertiefung einen Farbkreis geklebt und die Kinder können die Eier der passenden Farbe zuordnen.

(Kleiner Tipp - die Kreise einfolieren)

Bei älteren Kindern kann man das Spiel auch mit einem Würfel erweitern.

Viel Spaß beim Spielen!

Zeichen:

Ei - rot - blau - orange - gelb - grün - gelb (alle Farben die ihr dem Spiel hinzufügt)

Autorin: Claudia Ronegg, Zwergensprache in Deutschlandsberg und Leibnitz,Kindergartenpädagogin, Elementarpädagogin,Piklerpädagogin i.A.

Pick, pick, pick – die Hühnerschar

Eine Mama aus meinem Zwergensprache-Kurs schrieb mir begeistert, dass bei ihrem Kind nun der „Knoten“ für die Zeichen mehr und mehr platzt.

Die Eltern waren gemeinsam mit ihrem Kind zu Besuch bei Verwandten auf dem Land. Dort zogen vor allem die Hühner in den Bann und die Eltern zeigten daher oft die Gebärde für „Hühner“.

Wieder zu Hause kam die Oma zu Besuch und schaute mit ihrem Enkel ein Buch an und da waren die Hühner – mit Begeisterung zeigte nun das Enkelkind der Oma das Babyzeichen „Huhn“ - immer und immer wieder.

 

Autorin: Marie-Theres Opitz, Zwergensprache Kursleitung in Leipzig und Gera, Rehabilitationspsychologin

Schau mal, so macht man das Zeichen für den Hirsch

Lena zeigt ihrer Puppe mit ca. 1,5 Jahren, wie das Babyzeichen für „Hirsch“ geht.

Durch die Babyzeichen geben wir unseren Kindern schon früh die Möglichkeit, einen aktiven Teil in der Kommunikation zu übernehmen. Sie teilen dann viel leichter und früher ihre Gedanken mit uns (oder ihrer Puppe 😉) und selbst das Anschauen und Vorlesen von Büchern wird mit Gebärden viel interaktiver und spannender.

Willst Du auch diesen Kontakt auf Augenhöhe mit Deinem Kind? Dann komm in unsere Zwergensprache-Kurse, die jetzt im Herbst wieder an über 200 Orten oder Online starten.

Wir freuen uns auf Dich und wünschen Dir ebenfalls viele wunderbare Momente, die die Babygebärden in Zukunft dann auch Dir und Deinem Kind bescheren mögen!

 

Autorinnen: Sandra Berger und Patricia Geiger, Zwergensprache und Dunstan Babysprache Kursleitungen in und um Bern und Basel, Schweiz

So kannst du dir als Mama Dinge besser merken!

Immer wieder schiebe ich meine Vergesslichkeit auf meine ewig anhaltende Stilldemenz. Aber so cool! Ich habe nun einen Trick, wie ich meine 10 Jährige Tochter beim Memory Spiel wieder überlegen sein kann. Endlich gewinne ich auch mal wieder.

Und wie geht das jetzt?! Natürlich mit Babyzeichensprache!

Wenn du beim Memory Spiel die Karten aufdeckst, SIEHST du dir den Gegenstand darauf genau an, SAGST laut was für einen Gegenstand du vor dir hast und ZEIGST das Zeichen dazu. Somit hast du mehrere Kanäle in deinem Gehirn aktiviert, also mehrere Türchen aufgemacht und die Erinnerung jeweils dort abgelegt und gespeichert. Es sind die Türchen, die auditive, visuelle und motorische Reize hineinlassen. Und genau diese Türchen helfen dir nachher, dich besser zu erinnern. Denn du hast jetzt 3 Türchen zum Aufmachen, hinter denen du nach der Lösung schauen kannst und nicht nur eine Tür!

Und so kannst du dir auch viele andere Dinge besser merken.

Meine Tochter kam natürlich dahinter und verbietet mir Zeichen während des Memory Spiels zu nutzen. Sie hat also meine List enttarnt. Wenn sie nun in der Schule etwas auswendig lernen muss, verwendet sie gerne den gleichen Trick. Ich helfe ihr dabei und wir finden passende Zeichen, malen auch Bilder zum Text und sprechen oder singen den Text laut vor. Ich bin immer wieder fasziniert wie schnell „Gelerntes“ abzurufen ist und mit diesem einfachen Trick funktioniert!

Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Autorin: Carolin Schiel, Zwergensprache Kursleitung Baden-Baden, Mama von drei Kindern, 10 & 3 Jahre und Säugling 3 Monate alt, alles Babyzeichenkinder, Regionalleiterin für Baden-Württemberg, Dunstan Babysprache Kursleitung, artgerecht Coach

Sprachen eröffnen Wege zu anderen Welten, Kulturen und Menschen

In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt und nach Inklusion strebt, spielen Sprachen eine zentrale Rolle. Insbesondere die Gebärdensprache und gebärdenbegleitete Kommunikation als eine wichtige Kommunikationsform für gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen, rückt zunehmend in den Fokus, was wir sehr begrüßen und unterstützen. 

In den Seminaren und Kursen der Zwergensprache werden einzelne Begriffe aus der Gebärdensprache für größtenteils hörende Kinder und ihre Eltern vermittelt. In der Zeit, bis die Kinder sprechen, eröffnen ihnen diese Gesten und einzelne Handzeichen für Substantive, Verben und Adjektive eine aktive und altersentsprechende Kommunikationsmöglichkeit in ganz vielen Alltagssituationen. 

Dabei nutzen die Bezugspersonen die Gebärden parallel zur Lautsprache und spezifisch für wichtige Schlüsselworte im Satz, um diese visuell hervorzuheben und durch die Bildhaftigkeit der Bewegung leichter für Kinder verständlich zu machen.

Könnte man es nun als Anmaßung betrachten, sich die Gebärdensprache für solche Zwecke „anzueignen“? Das werden wir manchmal gefragt. Wir vermitteln jedoch keine vollständige Sprache, sondern eine Möglichkeit durch einfache, bildhafte Gesten das Gesprochene zu visualisieren.

„Das wäre nicht beabsichtigt und sogar das Gegenteil ist der Fall“, betont auch die Gründerin der Zwergensprache Vivian König. Wir wünschen uns, Brücken zu bauen, um jedem Kind nach seinen individuellen Stärken eine aktive Teilhabe an der Kommunikation zu ermöglichen und gleichzeitig mehr Wissen und Zugang zur Gebärdensprache in die Welt zu tragen. Die positiven Erlebnisse, die Eltern mit ihren Kindern über die ersten Gebärden haben, wecken auch ihre Neugier auf die Kultur und Besonderheiten dieser Sprachform und auf die Gehörlosengemeinschaft.  

Zeichen, Gesten oder Gebärden als nonverbale Merkmale sind ein Teil jeder Sprache, denn Zeichen sind unser aller Wurzeln.

Sprachen sind zudem für alle da – egal ob Englisch, Spanisch oder eben Gebärdensprache. Nur durch gegenseitige Verständigung wächst auch das Verständnis füreinander und das wertschätzende Miteinander. Hier haben wir in unseren Ländern jedoch noch deutlichen Nachholbedarf – in den Köpfen als auch im Tun!

Das Konzept der Babygebärden existiert im englischen Sprachraum bereits seit Ende der 80er Jahre. Mittlerweile ist es dort sowohl im pädagogischen als auch klinischen Bereich als normal anzusehen.

Bei uns wurde die Zwergensprache als Kursnetzwerk für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen vor ca. 20 Jahren etabliert und von Anfang an bewusst in Kooperation u.a. mit dem Gebärdenfachverlag von Karin Kestner publiziert, die für ihre wertvolle und unermüdliche Arbeit zur Anerkennung der Gebärdensprache und der Rechte gehörloser Menschen mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. 

Die einzelnen mit den Babys und Kleinkindern im vorsprachlichen Alter verwendeten Handgesten stammen grösstenteils aus der offiziellen Deutschen Gebärdensprache, kurz: DGS. In Österreich auch ÖGS oder in der Schweiz DSGS. Unsere Kurse besuchen fast ausschließlich hörende Familien mit hörenden Kindern in den ersten zwei Lebensjahren. Daher nutzen wir vor allem Einzelgebärden zur Visualisierung von Worten und für das Lernen auf vielen Sinneskanälen.

Wir gebärden mit den Kleinsten jedoch in der Regel keine kompletten Sätze, wie gehörlose Eltern es mit ihren Kindern selbstverständlich tun, sondern vermitteln mit Bezug auf die Unterstützung der Kommunikationsmöglichkeiten entsprechend babyrelevante Gebärden – diese jedoch ohne Gebärdensprachgrammatik, sondern im Kontext der Grammatik der gesprochenen Familiensprache(n).

Kritik und Sorgen entsteht oft aus Unwissenheit. So bekommen Babygebärdenanbieter manchmal vorgeworfen, die Gebärdensprache zu nutzen, um einseitig Profit daraus zu schlagen. Profitieren können nach unseren Erfahrungen davon alle, die sich darauf einlassen – in erster Linie die Kinder, die sich dadurch besser verstanden fühlen und mit Freude aktiv in die Kommunikation hineinwachsen. Dann alle Erwachsenen, die etwas Neues lernen und über den kulturellen Tellerrand schauen.

Die Verbreitung des Konzeptes bieten vielerlei Chancen ins Gespräch zu kommen, Aufklärung zu betreiben und eine Sensibilisierung in Bezug auf Gebärdensprache voranzubringen. Manche unserer Kolleg:Innen im Team arbeiten als Dolmetscher:Innen oder geben erste DGS Kurse mittlerweile sogar als Wahlfach an Schulen. Andere haben hörgeschädigte Kinder oder Verwandte.  Manchen von uns, die im sozialen, klinischen oder pädagogischen Bereich arbeiten, helfen die Gebärden, sich mit Kindern aus anderen Sprachwelten besser zu verständigen und diese mit ihren Bedürfnissen achtsamer begleiten zu können.

Die Verwendung von Gebärden wie in der Zwergensprache schlägt eine Brücke zur Gehörlosen-Community und die generelle Sichtbarkeit der Gebärdensprache in der Gesellschaft wird somit deutlich erhöht. Die offene und respektvolle Auseinandersetzung und ein wertschätzender Zugang zum Thema sind notwendig, um historische Vorurteile abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen und nach diesen Werten das Miteinander zu leben. 

Die Gebärdensprache hat das große Potential, Inklusion insbesondere in Kitas und Schulen zu fördern und Barrieren abzubauen. Sprachen eröffnen Wege zu anderen Welten, Kulturen und Menschen - sie sind Brückenbauer.

Wir freuen uns im Zwergensprache-Netzwerk darüber, in vielen kleinen Schritten an vielen verschiedenen Orten in D, AT und CH auf diesem Weg immer wieder etwas beitragen zu dürfen. 

Besonders schön ist es, wenn hörende Eltern mit hörbeeinträchtigten Kindern über unsere spielerischen Zwergensprache Eltern-Kind-Gruppen mit einem ersten „Light-Einstieg“ in diese Gebärdenwelt hineinschnuppern können, um diesen Weg für ihr Kind dann über Jahre zu vertiefen – am besten mit einem Hausgebärdenlehrer aus der Gehörslosengemeinschaft. Genauso berührend, wenn Kinder mit Down-Syndrom oder Entwicklungsverzögerung dank der Gebärden in den Selbstausdruck finden und sich gesehen und verstanden fühlen.

Mittlerweile vertiefen auch in Zwergensprache geschulte Kitas ihren Gebärdenwortschatz und Kenntnisse über die Grammatik über weitere DGS-Kurse in ihrer Region, so dass es sogar schon Einrichtungen gibt, in die gehörlose Familien bewusst ihre Kinder geben, weil sie sich dort besonders willkommen und respektiert fühlen. Möge dies in Zukunft überall für sie der Fall sein!

Es ist für uns berührend und erfüllend zu sehen, dass unsere Schulungen dazu den Anstoß geben und sich langfristig etwas verändern kann. Nach 20 Jahren Pionierarbeit merken wir nun einen deutlichen Wandel in der Offenheit der Gesellschaft für dieses Thema.

Sowohl im Kollegium der Kursleitungen als auch unter den Familien, die wir in den Kursen begleiten und bei den geschulten Fachpersonen ist das Interesse merklich groß, nicht nur Gebärden zu lernen und im Alltag zu integrieren, sondern auch mehr zu dieser faszinierenden Sprache und zum Leben von hörbeeinträchtigten und gehörlosen Menschen zu erfahren.

Und hier setzen wir in jedem Kurs durch unsere eigene Haltung an: einen freudvollen Zugang zu vermitteln, sich mit Gebärden auseinanderzusetzen und einen vorurteilsfreien Einblick in die Welt der Gehörlosigkeit und die Kultur erleben zu dürfen.

 

Autorinnen:

Katharina Schütze, Ergotherapeutin B.Sc., Kursleiterin für Zwergensprache, Dunstan Babysprache und Babymassage in Osnabrück, Regionalleiterin für Niedersachsen und Norddeutschland

Vivian König, Gründerin und Geschäftsführerin der Zwergensprache GmbH, Ausbilderin für Babyzeichensprache und Dunstan Babysprache, Autorin, Leipzig

Patricia Geiger, Gebärdensprachdolmetscherin, Kommunikationsassistentin, Zwergensprache und Dunstan Babysprache Kursleiterin in der Region Basel,Länderleitung für die Schweiz

Verblüffendes erleben mit Babyzeichen

Jonathan war 13 Monate alt, lag auf dem Wickeltisch und zeigte das Babyzeichen für „baden“. Ich sagte ihm, dass er jetzt gleich baden dürfe, doch Jonathan schüttelte den Kopf. Dann zeigte er jedoch erneut das Zeichen „baden“ und noch dazu die Gebärden „Musik“ und „noch mehr“. Ich fragte erstaunt: „Möchtest du das Badelied noch einmal hören?“ Welch ein Strahlen, als ich es ihm vorsang!!! - Das Lied hatte er mit gehört, als wir es im Tonstudio aufnahmen :-).

Autorin: Katharina Morgenstern, Zwergensprache in Stolpen und Löbau

Warum es sich lohnt, Babyzeichen überall zu machen

Viele Eltern machen Babyzeichen hauptsächlich zuhause. Vielleicht weil sie sich komisch vorkommen, draußen mit den Händen «rumzufuchteln». Abgesehen davon, dass ich bisher immer nur im positiven darauf angesprochen wurde (es haben sich sogar schon Freundschaften deswegen ergeben), hat das Zeichen zeigen unterwegs gleich mehrere Vorteile:

- Zuhause kennt sich dein Kind schon aus, da ist es nicht ganz so spannend. Aber draußen, da ist die große weite Welt. Zeigst du hier Babygebärden, ist dein Kind mit viel mehr Aufmerksamkeit, Freude und Wissbegierde dabei und greift so die Zeichen auch viel eher auf.

- Du wirst entschleunigt: statt an das noch zu kochende Abendessen oder die Arbeit zu denken, bist du im Hier und Jetzt. Du betrachtest die Welt aus den Augen deines Kindes, nimmst wahr was um dich ist, spürst, riechst, fühlst, siehst viel intensiver > Babyzeichen führen zu Achtsamkeit.

- Zeigst du deinem Kind, was du siehst, wird dein Kind auch sehr bald anfangen, aktiv mit dir zu kommunizieren und dir mitzuteilen, was es sieht und fasziniert.

- Draußen gibt es einfach so viel mehr Möglichkeiten, verschiedenste Handzeichen in unterschiedlichsten Situationen zu zeigen. Ich habe mich über eine Strecke von 120 Metern darauf geachtet, welche Zeichen der Zwergensprache ich mache. Schaut, was dabei rausgekommen ist:

*120 Meter in der Winterthurer Altstadt*

Von der Marktgasse bis zur Ludothek sind es gerade mal 120 Meter. Und doch gibt es auf dieser Strecke sooo viel zu entdecken, bestaunen und mit Babyzeichen zu benennen.

In der Marktgasse wurde gerade die Weihnachtsbeleuchtung (LICHT) aufgehängt. In der Mitte hing jeweils ein großer STERN.

Abbiegen Richtung Spielzeuggeschäft: Im Schaufenster eines Geschäfts sitzt ein TEDDY.

Es REGNET, mein Sohn läuft in der Mitte der Straße, wo es eine Vertiefung hat, da sammelt sich das WASSER Sehr spannend, da drin herum zu HÜPFEN.

Vor dem Spielzeugladen hängen und stehen verschiedene Spielsachen zum SPIELEN. Im Schaufenster sehen wir AUTOS und einen ZUG.

Auf dem Platz hat es BÄUME. Und da landen direkt zwei Tauben (VOGEL) vor unseren Füssen. Eine pickt herum, sie hat wohl HUNGER, ist am ESSEN suchen.

Und wieder WASSER: Ich streiche über den nassen Tisch, der draußen vor dem einem Bistro steht. WASSER rinnt über die Kante. Mein Sohn schaut fasziniert zu, zeigt NOCHMAL. Also nochmal...

Wir kommen bei der Ludothek an. Ein BAGGER im Schaufenster, mein Sohn macht keinen Schritt weiter. Oje, das kann dauern :-D

Autorin: Robyn Giulia Knab, Zwergensprache in Winterthur und Zürich, Kommunikationsfachfrau

Wie Babyzeichen auch den Alltag von wenige Monate alten Babys bereichern

«Wie lange dauert es wohl, bis mein Baby das erste Zeichen macht?»
Auch ich war zu Beginn ungeduldig und fragte mich dies öfters, als ich mit meinem erst drei Monate alten Jungen mit der Zwergensprache begann – wissend, dass es bei einem so jungen Baby noch einige Monate dauern würde. Dass die Babyzeichen unseren Alltag enorm bereichern würden, und zwar schon lange bevor mein Sohn sein erstes Zeichen zeigen konnte, damit hätte ich nicht gerechnet.

Doch zuerst einen kleinen Ausflug in die Theorie: Sprache ist für unsere Babys erst mal noch etwas Abstraktes. Kleine Kinder müssen die Bedeutung der einzelnen Worte kennen lernen, sie verstehen uns nicht automatisch von Anfang an. Mittels Babyzeichen begleiten wir die Schlüsselworte visuell. Durch die Kombination aus visuellem Reiz und Sprachreiz werden sowohl die rechte als auch die linke Hirnhälfte stimuliert. Außerdem sprechen wir die Worte, welche wir durch Babyzeichen begleiten, automatisch langsamer und deutlicher aus. Dies alles hilft den Kleinen enorm, die Bedeutung der Worte schneller zu verstehen.

So reagierte mein Sohn bereits im Alter von drei Monaten eindeutig mit einem Lächeln oder freudig rudernden Arme, wenn ich ihn fragte, ob er noch MILCH wolle. Hatte er keinen Hunger, so quittierte er mein Milchzeichen mit Teilnahmslosigkeit oder indem er sich etwas anderem zuwandte.

Das morgendliche Waschen des Gesichts war ihm ein Grauen. Laut protestierend warf den Kopf hin und her, sobald ihm der Waschlappen zu nahekam. Also fing ich an, ihm das Waschen nicht nur verbal anzukündigen, sondern auch das Babyzeichen dazu zu zeigen. Bereits am vierten Morgen hatte er genau verstanden, was jetzt gleich passieren würde. Er konnte sich vorbereiten und wurde nicht vom nassen Waschlappen überrascht. Ich staunte nicht schlecht, als er nach dem Babyzeichen GESICHT WASCHEN die Augen schloss, den Mund spitze und das Köpfchen ganz ruhig hielt. Ich konnte ihm rasch das Gesicht waschen und er erduldete es ohne Gejammer oder Gezappel.

Es gibt viele ähnliche Beispiele wie oben beschriebenes. Das Mütze anziehen funktioniert seit Ankündigung mittels Zeichen ebenso ohne Protest, wie das Windel wechseln (meistens zumindest). Auch wenn mein Kleiner am Boden spielt und das Essen bereit ist, so strahlt er übers ganze Gesicht, wenn ich ESSEN zeige, und ihn erst dann hochnehme. Er weiß, dass jetzt etwas Tolles passiert und wird nicht einfach aus seinem Tun herausgerissen.
Ihr seht, worauf ich hinaus möchte. Die Zwergensprache bereichert unseren Alltag – und zwar bereits lange bevor unsere Kleine die Zeichen selbst machen können.

Autorin: Robyn Knab, Zwergensprache in Winterthur und Zürich, Kommunikationsfachfrau, Dunstan Babysprache Kursleiterin

Zeichen auch mit Säuglingen?

Kann ich schon Zeichen einem Säugling zeigen? Das ist eine häufige Frage, die mich Eltern in der Schwangerschaft fragen.

Ich finde – JA! Auch mit einem Neugeborenem auf Augenhöhe kommunizieren.

Ich mache bereits eine weitere persönliche Erfahrung mit Zeichen ab der Neugeborenen-Zeit. Mein 2. Sohn wurde gerade 3 Monate alt und bekommt bereits Babyzeichen ab Geburt gezeigt.

Diese sind: Milch/stillen, schlafen/müde, Pipi, Töpfchen, wickeln/Windel, singen/Musik und Mama

Seit einigen Tagen merke ich nun wie mein Sohn die Zeichen registriert und wahrnimmt. Das sehe ich anhand seiner Augen - er hält Blickkontakt zu mir, ich rede mit ihm und zeige das Zeichen. Dann sieht er kurz auf meine Handbewegung und ist wieder mit mir in Blickkontakt. Oft gibt er danach sogar eine Reaktion von Lauten oder Bewegung zurück. Total spannend und schön! Das zeigt mir – wir beide sind in Kommunikation. Ich sehe ihn und wir „reden“ darüber was als nächstes passiert.

Und das sind alles Dinge, die dauernd passieren. Ständig wickeln bzw. abhalten, stillen, schlafen etc. Also kann man hier wunderbar die ersten Zeichen einfließen lassen und in „Übung“ kommen bzw. die eigene Aufmerksamkeit schulen. Denn bald werden es noch mehr Zeichen und das ein oder andere kommt vom Baby bestimmt bald zurück.

Wenn auch du Zeichen zeigen magst, dann merke dir: Dein Säugling wird die Zeichen nicht sofort zurück zeigen. Nur, wenn du dran bleibst und es deinem Kind immer wieder im Alltag anbietest, wird dein Kind, wenn es motorisch soweit ist, die Zeichen zurück zeigen. 

Wie kommst du nun an die Zeichen, wenn du noch nicht in einem Kurs warst? Einen Eltern-Kind-Kurs besucht man i.d.R. erst ab einem Alter von 6 Monaten. Wenn du schon vorher mit Zeichen starten willst, dann besuche einen Workshop oder hole dir die Fachliteratur von Vivian König oder lade dir die Zwergensprache App herunter. Hier hast du Inspiration genug.

Und merke dir, viel brauchst du am Anfang gar nicht. Eine Handvoll Zeichen ist vollkommen ausreichend. Sobald dein Kind alt genug ist, besuche auf jeden Fall einen Zwergensprache Kurs in deiner Nähe. Denn dein Kind will schon bald viel mehr Zeichen, um sich mitzuteilen und die Welt zu entdecken.

Viel Spaß dabei wünscht Dir Deine Carolin.

 

Autorin: Carolin Schiel, Zwergensprache Kursleitung Baden-Baden, Mama von drei Kindern, 10 & 3 Jahre und Säugling 3 Monate alt, alles Babyzeichenkinder, Regionalleiterin für Baden-Württemberg, Dunstan Babysprache Kursleitung, artgerecht Coach

Zwergensprache auf der Straße entdeckt

Ich fuhr unter Zeitdruck in Dresden durch die Straßen... Feierabendverkehr.... jede Ampel rot... in mir kochte es!

Eine rote Ampel holte mich plötzlich wieder zurück auf den Boden und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht :)
Ich beobachtete eine Radfahrerin mit ihrem kleinen Sohn auf dem Kindersitz - sie erklärte ihm gerade etwas. Als ihre Ampel grün wurde, fuhr sie los. In dem Augenblick, in dem sie losfuhr, wollte der kleine Mann wahrscheinlich noch etwas los werden - er zeigte das Zeichen für Sonne und schaute in den Himmel. Ich schaute auch hoch und sah, dass am Himmel die Sonne noch hinter den Wolken war, aber jeden Moment herauskommen wollte.

In diesem Augenblick war es mir plötzlich völlig egal, wie der Verkehr war...Ich fuhr wieder ruhig und fröhlich weiter. Es ist so toll, wenn man der Zwergensprache endlich auch auf der Straße ganz unverhofft begegnet und auch die Welt der anderen Kinder erleben darf :-).

Autorin: Sara Borrmann, Zwergensprache in Bautzen, Bischofswerda und Kamenz, AOK Plus Partnerin

Zwergensprache-Kinder und ihre Großeltern

Wir haben drei Kinder, die mit Babyzeichen aufgewachsen sind: Begonnen hat die Liebesgeschichte mit der Zwergensprache im Jahr 2015, als ich mit unserer damals 8 Monate alten Tochter – eigentlich nur, um in der Elternzeit „noch ein bisschen was zu tun zu haben“ - im Zwergensprache Kurs bei meiner heutigen Kollegin Anja saß. Schnell hatte unsere Tochter die Zeichen verinnerlicht, umgesetzt und uns alle in Staunen versetzt. Die Reaktion ihrer Großeltern war zunächst verhalten: „Was Du alles mit dem Kind machst, wir hatten das auch nicht und ihr seid trotzdem groß geworden!“ Eine Reaktion, die viele jungen Eltern von der älteren Generation hören. Als unsere Tochter dann aber die ersten Zeichen bei Wochenendbesuchen bei den Großeltern zeigte, konnten sie die Vorteile nicht von der Hand weisen: „Und jetzt zeigt sie, dass sie trinken möchte? Ach, das ist ja prima!“ Mit einem Jahr konnte unsere Tochter so viele Zeichen zeigen, dass sie sich ohne Probleme ausdrücken konnte. „Und wenn Sie dann später anfängt zu sprechen?“ war kurze Zeit die Sorge der Großeltern, die aber durch ein fröhlich plapperndes Kind entkräftet wurde, das schon mit anderthalb Jahren Drei-Wort-Sätze sprach und auch schwierige Worte sagen konnte, „Mayonnaise“ und „Eierbecher“ gehörten dazu.

Kurze Zeit später zogen wir um, in die Nähe der Großeltern und unser Sohn wurde geboren. Mit ihm machten wir von Geburt an die Zeichen. Mit vier Monaten verstand er, dass er Milch bekommt, wenn er das Zeichen dafür sah und hörte auf zu Weinen. Mit sieben Monaten zeigte er mir ganz klar das Zeichen, wenn er Milch trinken wollte. Die Großeltern sahen wir fast täglich. Babyzeichen gehörten also für sie zum Alltag dazu – genauso wie für uns. Immer mal wieder gab es ungläubiges Staunen über die Babyzeichen, die er verwendete. Der Opa konnte zum Beispiel einfach nicht glauben, dass sein Enkel wirklich zeigt, wenn er müde ist und ins Bett möchte. Der Kleine war damals in etwa 12 Monate alt, als er immer nach dem Mittagessen das Zeichen für „schlafen“ zeigte. Opa wollte das Zeichen gern nochmal sehen und stellte eine Schlafsituation nach: er legte sich aufs Sofa, schloss die Augen und tat so, als ob er schläft und machte Schnarchgeräusche. Anstatt zu zeigen, dass Opa schläft, zeigte unser Sohn jedoch auf seinen Opa, schaute etwas ungläubig und machte das Zeichen für „Schwein“. Eine tolle Situation, die uns allen gezeigt hatte, wie einfach es war, sich falsch zu verstehen. Zum Glück hatten wir die Babyzeichen!

Nun, fünf Jahre später, ist unsere kleinste Tochter mit acht Monaten im schönsten Babyzeichen Alter. In etwa einmal pro Woche kommt ein Zeichen dazu. Ihr erstes Zeichen war „Winke, winke“. Sie zeigte es mit sechs Monaten und die Großeltern sind darauf mehr als stolz, denn sie haben es fleißig geübt und gezeigt. Auch ihr zweites Zeichen - „Blume“ – ist dem Elan von Oma und Opa zu verdanken, die ständig mit ihr im Garten waren und an den Blumenkästen im Hof, um das Zeichen und natürlich die Blumen zu zeigen. Mittlerweile schauen sie gespannt auf die kleinen Kinderhände, wollen jeden Fingerzeig des Babys deuten und berichten stolz Freunden und Verwandten, was das Kind schon alles kann. „Ach, hätten wir das bei Euch doch auch schon gewusst, es hätte Vieles erleichtert. Aber es ist schön, dass wir das jetzt bei unseren Enkeln erleben dürfen, man braucht ja gar keinen Fernseher mehr!“ war neulich das Resümee der Oma.

 

Autorin: Dr. Camilla Leithold, Zwergensprache Kursleitung in Erfurt und Gotha seit 2016, Zwergensprache Regionalleiterin für Thüringen und Sachsen-Anhalt, Ernährungswissenschaftlerin, Dunstan Babysprache Kursleitung, AOK plus Partnerin,  Mama von drei Zwergensprache-Kindern