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Sprachentwicklung

Alltagsintegrierte Sprachbildung mit einfachen Gebärden

Lies hier Vivian Königs neuesten Fachartikel zum Einsatz von Kindergebärden in Krippe, Kita und Tagesbetreuung, der im Mai im Wissensmagazin der Pädiko-Akademie erschienen ist. Du erfährst, wie wir mit Kindern durch eine gemeinsame Kommunikation leichter in Beziehung treten können, wie Babyzeichen und Handgesten Sicherheit und Orientierung vermitteln in einem neuem Umfeld, das Lernen mit vielen Sinnen fördern, die Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflussen und bei Mehrsprachigkeit unterstützen. Auch die Vorteile für den Kita-Alltag und Möglichkeiten zur alltagsintegrierten Sprachbildung mit den Gebärden der Zwergensprache werden praxisnah veranschaulicht.

Hier geht es zur Onlineversion des Artikels:

Artikel "Sprachbildung mit Gebärden"

 

Autorin: Vivian König, Gründerin und Geschäftsführerin der Zwergensprache GmbH, Ausbilderin für Babyzeichensprache und Dunstan Babysprache, Autorin, Leipzig

Babyzeichensprache in der Sprachtherapie

Die Zwergensprache ist nicht nur für Kinder mit einer regulär ablaufenden Sprachentwicklung geeignet. In meiner Arbeit als Sprachtherapeutin in einer logopädischen Praxis im Süden von Ingolstadt, komme ich häufig in Kontakt mit Kindern, welche eine verzögerte Sprachentwicklung haben. Bei denjenigen Kindern, welche erst spät, also nach dem 2. Geburtstag und später beginnen zu sprechen, ist es interessant zu beobachten, dass sie sich selbst eigene Handzeichen ausgedacht haben, um sich besser verständlich zu machen.

In der Therapie der sogenannten Late Talker, verwende ich zum Wortschatzaufbau häufig Gebärden. Die Kinder nehmen diese in der Regel schnell auf und setzen sie in der Kommunikation mit mir und ihren Bezugspersonen ein und beginnen darüber die einzelnen Wörter zu sprechen.

Viel wichtiger als der eigentliche Zeicheneinsatz ist für mich jedoch, dass die Kinder viel schneller Kontakt zu mir finden und mich deutlich besser verstehen. Dies gilt insbesondere für Kinder, die mehrsprachig aufwachsen. Ich liebe es, die Babyzeichensprache nicht nur zu Hause mit meinen Kindern und in meinen Kursen einsetzen zu können, sondern auch in der Sprachtherapie nachhaltig davon zu profitieren.

 

Autorin: Carolin Pfitzner, Zwergensprache und Dunstan Babysprache Kursleitung in Ingolstadt, akad. Sprachtherapeutin, Kindheitspädagogin

Die Spiel- und Sprachentwicklung deines Kindes

„Kinder spielen, weil sie sich entwickeln und Kinder entwickeln sich, weil sie spielen. Spielen ist die Königsdisziplin des Lernens“ – Margit Franz

Im Spiel entdecken Kinder die Welt. Sie lernen eine Vielzahl von sozialen, emotionalen und sprachlichen Fähigkeiten während des Freien Spiels.

Gerade für die Sprache ist das Spiel essentiell, denn hier bieten sich viele Gelegenheiten für die sprachliche Begleitung und den förderlichen Einsatz der Babyzeichen.

Das Spielverhalten entwickelt sich wie die Sprache, Schritt für Schritt. Die einzelnen Fertigkeiten im Spiel sind wichtige Grundlage für die Sprachentwicklung.

Das frei gewählte Spiel des Kindes drückt den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes aus. Die Abfolge spielerischer Verhaltensweisen ist stets gleich und universell.

In den ersten beiden Lebensjahren durchlaufen Kinder folgende elementare Spielhandlungen (nach Remo Largo und Emmi Pikler):

 

0-3 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

erste Orientierung, Entdeckung der Hände, Sozialspiel mit Bezugspersonen

Spielmaterial:

Kein Spielbogen oder Mobile notwendig, kein Spielzeug in die Hand geben – Interesse abwarten, Tuch, leichtes Püppchen

 

4-6 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Gezieltes Betasten und Ergreifen, Bewegen, Drehen, Schütteln, orales Erkunden

Spielmaterial:

Weiche Stoffpüppchen, Becher, Holzringe, O-Ball, Tücher

 

7-9 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Gegenstände zusammenführen, entdeckt innen und außen – ausräumen

Spielmaterial:

Körbe, Schüsseln, Schälchen (in versch. Materialien), Becker, Deckel, Siebe, Schneebesen, Kochlöffel, Bälle, Schüttelflaschen

 

10-12 Monate:

Fähigkeiten/Interessen:

Pinzettengriff, hinlegen, einfüllen, umfüllen, Objekte als Werkzeug, Bewegung und Raumerkundung

Spielmaterial:

Schüsseln, Körbe, Becher zum Sammeln und Stapeln, Holzringe, Klötze, Deckel zum Füllen, Dosen mit Deckel, Alltagsgegenstände (Bürsten, Küchenutensilien, …), niedrige Podeste, Tunnel, Kisten, schiefe Ebene

 

1-2 Jahre:

Fähigkeiten/Interessen:

Einfüllen, umfüllen, umschütten, verteilen, Bewegung, stapeln, zusammenstecken, sammeln, vergleichen, sortieren, transportieren, schieben, Reihen bilden, bauen, Symbolspiel

Spielmaterial erweitern mit:

Stapelbechern, Bausteinen, Taschen, Körben, großen Behältern, Wannen, Kisten, Puppenwagen, Fahrzeugen, Bilderbüchern, Ziehtieren, vieles vom gleichen Material

 

Die Kunst der sprachlichen Begleitung liegt in dem achtsamen Präsenz, ohne das Kind zu unterbrechen oder seine selbstinitiierten Handlungen zu bewerten oder zu korrigieren.

„Ich sehe, du hast den BALL.“

„WO ist das AUTO?“

„Das Tuch ist GRÜN“

Die passenden Babyzeichen erlernt Ihr im Zwergensprache-Kurs in Eurer Nähe oder online.

Wir wünschen Euch viel Freude beim gemeinsamen Staunen, Gebärden und Erkunden der Welt!

 

Autorin: Johanna Berktold, BA, Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin im Familienzentrum, Kursleiterin für Zwergensprache und Dunstan Babylanguage, EntdeckungsRaumbegleiterin nach E.Pikler, Dornbirn, Regionalleiterin für Vorarlberg/Tirol

Gebärden in der Kita

Der kürzlich erschienene TV-Bericht auf BR24 aus einer Kita in Bayern bestätigte uns mal wieder, dass unser Zwergensprache Kita-Programm, welches bereits seit 2009 für die Praxis am Start ist, auch für die Zukunft große Bedeutung haben wird. So unterstützen Gebärden nicht nur Krippenkinder auf dem Weg zur Lautsprache, sondern auch Kinder im Kindergartenalter und darüber hinaus.

Eine große Hilfe sind Gebärden für Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund, die Worte in deutscher Sprache in der Betreuungseinrichtung erst neu kennenlernen. Sie können dabei durch die konkreten und einheitlichen Gesten der bildhaften und sprachbegleitenden Handzeichen zum Wort ganz spielerisch und freudvoll Unterstützung sowohl im lautlichen als auch semantischen Bereich erfahren. Gebärden sind also nicht nur für den Lautspracherwerb der Erstsprache im Kleinkindalter, sondern auch lange darüber hinaus bei Mehrsprachigkeit oder dem Erlernen einer Fremdsprache sinnvoll. Das dies sogar bis zum Erwachsenenalter der Fall ist, haben mittlerweile diverse Studien belegt.

Zudem bietet der inklusive Ansatz des Sprechens und Gebärdens von Schlüsselworten eine Chancengerechtigkeit auch für Kinder mit Beeinträchtigungen. Die Handzeichen der Zwergensprache erleichtern die Kommunikation nicht nur für Late Talker oder bei Entwicklungsverzögerungen, sondern z.B. auch für Kinder mit Down-Syndrom, Hörschädigung oder Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalte.

Die positiven Effekte, die auch im TV-Beitrag erwähnt wurden, werden uns auch von den von uns geschulten und zertifizierten Tageseltern und Kinderbetreuungseinrichtungen in genau dieser schönen Weise oft bestätigt: die TeilnehmerInnen in den Seminaren sind immer wieder überrascht, wie schnell neu gelernte Gebärden sitzen und wie gut sie durch die Bewegungen erinnerbar sind. Auch die Kinder nehmen die Kindergebärden sehr rasch an und setzen sie mit Strahlen im Gesicht um. So ist ein auf spielerische Weise neu gelernter Wortschatz von mehr als 100 Gebärden im Verlauf eines Tagesseminars absolut nicht zu vergleichen mit dem mühsamen Büffeln desselben Vokabulars in einer neuen Fremdsprache.

Als ein weiterer Bonus unter Vielen wird auch die wertvolle und bindungsstärkende Form dieser Art der zugewandten Kommunikation mit den Kindern wahrgenommen. Die Begleitung der Sprache mit bewussten Gesten wird von den ErzieherInnen als sehr hilfreich und entlastend für die Führung der Gruppe im Tagesablauf, die Lenkung der Aufmerksamkeit der Kinder und den Blickkontakt erlebt.

Äußerst positiv bewerten SchulungsteilnehmerInnen den Gebärdeneinsatz natürlich auch hinsichtlich der Förderung der kindlichen Sprachentwicklung, des Selbstwirksamkeitserlebens der Kinder und der Möglichkeit zur aktiven Teilhabe am Alltagsgeschehen und jeglichen Interaktionen vom Morgenkreis, über das Singen, Bücher ansehen, Basteln, beim Sport, auf Ausflügen und bei den Mahlzeiten. Es freut uns jedes Mal aufs Neue, diese unterschiedlichen, wertvollen Feedbacks nach den Seminaren zu erhalten!

Möchtest Du Dich für Deine Einrichtung oder Tagesbetreuung zu unseren Zwergensprache Fachvorträgen, Gebärden-Workshops oder unserem Kita-Programm mit Zertifizierung informieren, so findest Du hier die Eckdaten, Termine, O-Töne aus Einrichtungen, die mit unserem Konzept seit vielen Jahren arbeiten als auch einen Teil der geschulten Tagesmütter, Krippen oder Kitas, die sich auf unserer Homepage präsentieren, um für die Familien aus unseren Eltern-Kind-Kursen besonders interessant zu sein: https://www.zwergensprache.com/tageseltern-kitas

Denn wird in der Betreuung fortgeführt, was als intuitive und wertschätzende Kommunikationsgrundlage schon in der Familie im Babyalter gelegt wurde, so ist auch die Eingewöhnung und die Verständigung im neuen Umfeld für jedes Kind viel einfacher und vertrauter. Und auch den Eltern fällt dann das Loslassen aufgrund der Gewissheit leichter, dass ihr Kind sich dank der Babyzeichen bzw. Kindergebärden gut verständlich machen kann mit dem, was es braucht und was ihm wichtig ist.

Wenn Du den TV-Beitrag ansehen möchtest, so ist er zur Zeit noch hier abrufbar auf BR:

Gebärdensprache in der Kita für hörende Kinder

 

Autorin: Vivian König, Gründerin und Geschäftsführerin der Zwergensprache GmbH, Ausbilderin für Babygebärden und Dunstan Baby Language, Autorin, Leipzig

 

 

Jahreskongress der Zwergensprache in München

Am 11. & 12.11.2023 war es wieder soweit: unsere Kursleiterinnen aus der Zwergensprache und Dunstan Babysprache trafen zusammen, um sich fortzubilden, auszutauschen und zu netzwerken. Aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, aus Österreich und im heurigen Jahr erstmals aus Belgien reisten sie meilenweit nach München an, um den spannenden Fachvorträgen von Expertinnen aus den unterschiedlichsten Sparten zu lauschen.

Auf den neuesten Stand der Sprachentwicklungsforschung und der alltagsintegrierten Sprachförderung gebracht, rauchten bald die Köpfe und erhielten mit einer spontanen Yogasession zwischendurch eine willkommene Pause.

Aktuelles gab es nochmals zu Social media und natürlich die Neuigkeiten zu kreativer Workshop- und Babykursgestaltung.

Die Babys aus unseren Kursen 2024 können sich also gefasst machen auf noch mehr Spaß und Abwechslung in unseren Angeboten (und ihre Eltern natürlich auf geballtes Fachwissen rund um bindungsorientierte Kommunikation von Anfang an).

Zu guter Letzt brachte das Videoshooting zum nahenden Adventskalender noch jede Menge Spaß in die Runde – daher save the date! Ab 1.12.2023 erwartet eure Familie ein Adventskalender voll Babyzeichen!

 

Autorin: Maria Gfrerer, Zwergensprache und Dunstan Babysprache Kursleitung in Graz, Referentin für Fachpersonalschulungen und Bibliotheken, Musikpädagogin

Kindergebärden in Schweizer Kita vom Feusi Bildungszentrum

Wir freuen uns über ein wundervolles Feedback aus dieser Zwergensprache zertifizierten Schweizer Kita an unsere Kursleiterin Patricia Geiger aus Basel. Die Kita-Leitung schreibt und veröffentlicht erste Erfahrungen im Feusi Kita-Blog:

"Dein Kurs bei uns war sehr erfolgreich 😊! Vorallem das Kita-Team nutzt die Kindergebärden und ist soooo begeistert, wie viel einfacher die Kommunikation nun mit den Kindern ist. Ich durfte auf unserer Webseite einen Blogeintrag dazu schreiben:

"Kindergebärden in der Kita" vom 27.02.2024

"Kindergebärden nutzen wir, um mit unseren Jüngsten eine intensivere Interaktion zu haben.

Im September 2023 absolvierten wir als Team einen Weiterbildungskurs, um in die Welt der Kindergebärden einzutauchen.

Ich selbst kannte dies von meinen Kindern, als sie sich sprachlich noch nicht ausdrücken konnten. Da waren sie Babys und im Kleinkindalter. Mit Gebärden ging das viel besser und schon sehr gut.

Es brauchte ein wenig Zeit und Geduld bis die Idee, die Kindergebärden-Sprache in unserer Kita umzusetzen, auf fruchtbaren Boden fiel. Nun ist das Team begeistert.

Aber warum Kindergebärden?

Kommunikation ist von Anfang an wichtig!

Kindergebärden unterstützen die Kommunikation schon mit den allerjüngsten Kindern. Kinder die kommunizieren können, sind zufriedener und weniger frustriert, da sie sich mitteilen können und zeigen oder benennen können, was ihnen wichtig ist.

Das Sprachzentrum ist bei allen gesunden Kindern bereits bei der Geburt im Gehirn angelegt. Das heranwachsende Kind, im Bauch der Mama, nimmt Geräusche durch den Bauch wahr. Es dauert jedoch einige Jahre bis Kinder sich sprachlich verständlich ausdrucken können. Kinder lernen Sprache mit allen Sinnen. Kindergebärden sind eine weitere Unterstützung, um sich ausdrücken.

Sobald das Kind das Wort, welches die Gebärde ersetzt, sprechen kann, legt es die Gebärde ab und benutzt das gesprochene Wort.

Und nein, durch die Gebärden verzögert sich die Sprachentwicklung nicht, sie wird unterstützt und gefördert.

Es funktioniert schon bei den Allerjüngsten. Babys können erste Kindergebärden mit 6-8 Monaten machen. Eines der wichtigsten ersten Wörter wird hier Milch sein oder die Gebärde für das Kuscheltier, welches gesucht wird.

Wie setzen wir die Kindergebärden ein?

Wir begleiten nicht jedes einzelne Wort eines Satzes mit Kindergebärden, wir benutzen die Kindergebärden nur für die Hauptbotschaft.

z.B. Wir wollen Znüni essen.

Am Anfang war es gewöhnungsbedürftig. Nach sehr kurzer Zeit merkten wir, wie gut die Kinder darauf ansprechen. Sie machen die Gebärden auf ihre Art nach und wir verstehen uns plötzlich viel besser. Das war und ist ein Erfolgserlebnis für beiden Seiten.

Wenn wir den Kindern Gebärden zeigen, wenden wir uns ihnen mit dem Gesicht zu. Somit bekommen sie unsere volle Aufmerksamkeit. Das hat einen weiteren Vorteil. Die Kinder können unser Mundbild genau sehen und erkennen, wie genau das Wort mit dem Mund geformt wird. Das ist ebenfalls ein wichtiger Faktor zum Erlernen einer Sprache.

Die Kinder lernen von Anfang ihre Bedürfnisse auszudrücken. Sie können z.B. zeigen, dass sie "müde" sind oder "gewickelt" werden wollen. Dass sie "essen" oder "trinken" wollen oder auch "traurig" sind und eventuell "Angst" haben. Wir können somit viel besser und vor allem schneller auf ihre Grundbedürfnisse reagieren. Die Kinder erleben dadurch weniger Frustration.

Wie funktioniert die Mehrsprachigkeit in der Kita mit den Kindergebärden?

Wir sprechen in unserer Kita mit den Kindern Schweizerdeutsch, Hochdeutsch und Englisch. Dies sind drei verschiedene Sprachen, aber die Kindergebärde bleibt in allen drei Sprachen gleich. Das hat den Vorteil, dass das Kind den Unterschied der gesprochenen Sprache frühzeitig erkennen kann. Es sieht aber auch, anhand der Kindergebärde, die Bedeutung bleibt gleich.

Einige Beispiele aus dem Kitaalltag:

Wenn wir mit den Kindern am Tisch sitzen, können sie uns zeigen, dass sie "mehr" Essen wollen.

Wir verstehen sie und können reagieren. Das bedeutet für das Kind, dass es wahrgenommen wird und daher zufriedener ist. Es muss nicht weinen und wir müssen nicht rätseln, was das Weinen bedeuten könnte.

An unserem Kitafenster fahren alle 10 Minuten Strassenbahnen vorbei und Züge sehen wir, auf den Gleisen dahinter, auch immer wieder. Die Kinder können uns zeigen, was sie sehen. Bei den Gebärden ist es wie bei den Worten. Kinder haben ihre „eigene Sprache“. Ein ruhigeres Kind zeigt z.B. die Gebärde für Zug langsamen und sehr genau. Bei einem aktiveren Kind wird die Gebärde dementsprechend schneller gezeigt und vielleicht auch nicht so genau.

Wichtig bleibt, wie bei der gesprochenen Sprache, dass wir die Kindergebärden immer korrekt vorzeigen.

Beim Spazieren mit den Kindern sehen wir jeweils eine grosse Wiese. Auf einmal fängt ein Junge an zu weinen und zu zittern. Wir verstanden nicht, was auf einmal mit ihm los war. Er zeigte uns die Gebärde für Angst. Somit wussten wir, er hatte vor etwas Angst. Als wir dann genauer hinsahen, entdeckten wir einen Rasenmähroboter. Dieser machte ihm Angst. Ohne die Hilfe der Gebärde hätten wir seine Emotionen nicht so schnell deuten können.

Unsere Empfehlung: nutzt Kindergebärden um eure Kinder zu unterstützen

Als Mitarbeitende einer Kita empfehlen wir die Kindergebärden sehr. Es klingt vielleicht kompliziert, ist aber ganz einfach. Denn ein gezeigtes Wort merkt man sich viel leichter und schneller als eine Vokabel. Das Team war erstaunt, wieviel Wörter wir nach einem Tag Weiterbildung schon nutzen konnten. Fehlt uns ein Wort, können wir in einer App herausfinden, wie es gebärdet wird.

Meine anfangs erwähnten eigenen Kinder sind nun schon Teenager. Als ich ihnen erzählte, dass wir jetzt in der Kita unterstützend mit Kindergebärden arbeiten, fielen ihnen sofort die Gebärden für Vogel und Zug wieder ein. Interessant dabei ist, dass wir wirklich seit Jahren nicht mehr gebärdet haben. Einmal erlernte Gebärden bleiben also auch in den Tiefen des Gehirns erhalten.

Wir wünschen viel Spass beim Ausprobieren."

 

Den Original-Artikel, den wir hier zitieren durften, findest du unter:

Blogbeitrag Kindergebärden in der Kita

 

Autorin: Sandy Teichert, Leitung Kita Preschool, Feusi Bildungszentrum AG, Gümlingen (Schweiz)

Lieber auf Nummer sicher gehen…

Unsere kleine Tochter steht kurz vor Ihrem zweiten Geburtstag. In den letzten Wochen hatte sie einen derartigen Sprachentwicklungsschub, sodass die Babyzeichen fast komplett von Sprache abgelöst wurden. Sie spricht ganze Sätze und manchmal bleibt man staunend zurück und denkt: „Das Wort kennt sie auch schon?“.

Eltern vom Babyzeichen-Kindern wissen, dass man in dieser Zeit auch ein bisschen wehmütig ist, weil die Gebärden nach und nach aus dem „Wortschatz“ verschwinden. Einige ausgewählte Worte teilt uns unsere Tochter aber sprachlich und mit dem Zeichen dazu mit. Sozusagen um auf Nummer sicher zu gehen, damit wir sie auch ja nicht missverstehen.

Neben den Farben, die sie gerade lernt und dem Zeichen für „noch mehr“ ist es das Wort für „Schokolade“. Sie sagt „Olade haben“ und zeigt das Zeichen – und dies umso deutlicher, je größer ihr Appetit darauf ist. So kann sie auch sicher gehen, dass alle sie verstehen, die ihr den Zugang dazu verschaffen können - an aller erster Stelle sind das natürlich Oma und Opa.

Aber auch ihre Geschwister finden es „so niedlich“, wenn sie auf diese Weise nach „Olade“ fragt, sodass sie freimütig ihren Naschvorrat teilen.

 

Autorin: Dr. Camilla Leithold, Kursleiterin für Zwergensprache und Dunstan Babysprache, Ernährungswissenschaftlerin, Mutter von 3 Babyzeichen-Kindern, Erfurt

Wutausbrüche und fehlende Sprache – was Kinder uns (noch nicht) sagen können

Wutausbrüche sind normal – besonders im zweiten Lebensjahr. Aber warum geraten manche Kinder scheinbar ständig aus der Fassung, während andere ruhiger bleiben? Eine spannende Studie hat untersucht, ob das mit der Sprache zu tun haben könnte.

In „Relations Between Toddler Expressive Language and Temper Tantrums“ (Manning et al., 2019) wurde ein klarer Zusammenhang gefunden: Kinder mit geringerem Wortschatz hatten deutlich häufiger Wutanfälle. Kein Wunder – wenn man nicht sagen kann, was man möchte, steigt der Frust. Die Forscher sprechen von einem „emotionalen Ungleichgewicht“, das entsteht, wenn der Wunsch groß ist, aber die Ausdrucksmöglichkeiten fehlen.

Was zeigt die Studie konkret?
- Untersucht wurden Kinder im Alter von 12 bis 38 Monaten.
- Kleinkinder, die mit 24–30 Monaten als „Late Talker“ eingestuft wurden, hatten ein 1,96-fach höheres Risiko für schwere Wutanfälle im Vergleich zu Kindern mit altersgemäßer Sprachentwicklung.
- Die Forscher betonen: Dies sind die ersten wissenschaftlich belegten Hinweise darauf, dass der Zusammenhang zwischen Sprache und Wutanfällen bereits im zweiten Lebensjahr besteht.

Babyzeichen und Kindergebärden können genau hier helfen: Sie geben Kindern eine Möglichkeit, sich mitzuteilen – lange bevor sie sprechen können. Ein Baby, das zeigt „Milch“, „fertig“ oder „aua“, erlebt Selbstwirksamkeit. Es wird verstanden – und das macht ruhiger.

Babyzeichen sind keine Spielerei, sondern ein echtes Kommunikations-Werkzeug. Sie helfen, Wutausbrüche zu reduzieren, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen. Denn wer gesehen und gehört wird, muss nicht laut werden.

Die Studie zeigt: Frühkindliche Kommunikation ist mehr als Sprache. Und die Babyzeichen der Zwergensprache sind eine wunderbare Brücke – zu mehr Verständnis, weniger Frust und einer stärkeren Eltern-Kind-Bindung. Egal ob im Alltag mit Baby und Kleinkind daheim oder in der Tagesbetreuung, Krippe und Kita.

Studie zum Nachlesen:
Manning, B.L. et al. (2019). Relations Between Toddler Expressive Language and Temper Tantrums in a Community Sample. Journal of Applied Developmental Psychology, Nov–Dec 2019.

Zur Studie auf PubMed

 

Autorin: Annett Stentz, Zwergensprache Kursleitung Rohrbach/Pfalz, Kindertagespflegeperson mit bindungsorientierter Kommunikation, Rheinland-Pfalz